500 Jahre Taufstein

Unser Taufstein feiert in diesem Jahr - 2022 - ein Jubiläum. 1522 steht groß und nicht zu übersehen auf dem Taufstein, über dem Wappenschild mit einem Jagdhorn. Das deutet den Namen des Pfarrers, des ersten Pfarrers von Buchbrunn, Nikolaus Jeger. Am oberen Rand lesen wir in Minuskelinschrift „Sub. d. nicolao jeger. primo plebano“ „Unter dem Herrn Nikolaus Jeger erster Ortspfarrer“. Es klingt stolz, d.h. aber nicht unbedingt, dass Pfarrer Jeger den Taufstein gestiftet und bezahlt hat, sondern dass der Taufstein während seiner Dienstzeit angeschafft wurde.
Pfarrer Nicolaus Jeger war offensichtlich zusammen mit dem Dorf sehr aktiv. Schon 1506, vielleicht schon als Kaplan, hat er sich um die Erhebung zur eigenständigen Pfarrgemeinde gekümmert und wurde dann ihr erster Pfarrer. 1519 wurde der Turm erhöht und die Turmspitze aufgerichtet. 1520 wurde eine Glocke angeschafft, 1522 der Taufstein und 1524 ein vergoldeter Abendmahlskelch.
Die Buchbrunner wollten nicht nur eine stattliche Kirche, die sie zwischen 1470 und 1480 vergrößert hatten. Nachdem sich Buchbrunn 1506 von Mainstockheim getrennt hatte und somit eine eigene Pfarrei geworden war, wollten sie auch die angemessene Ausstattung.
Der Taufstein unterstreicht die Bedeutung der Kirche als selbständige, vollwertige Pfarrkirche.
Taufstein und Abendmahlskelch weisen auf die beiden Sakramente, die zu Beginn der Reformation wieder an Bedeutung zunahmen.

Der spätgotische Taufstein ist nicht nur der älteste in unserer Gegend, sondern in besonderer Weise künstlerisch gestaltet, eine originelle Schöpfung. Auf der rechtwinkeligen Bodenplatte (58x48 cm) werden in drei Ebenen unterschiedliche Durchsteckmotive aufgebaut, sodass eine sechseckige Basis entsteht. Auf ihr steht der kannelierte Schaft, von 6 kleinen verzierten Halbsäulen (60cm) umgeben.
In die konkaven Einbuchtungen des Schaftes führen nochmal 5 Stufen nach oben. Dort sind sie mit verschiedenen pflanzlichen Gebinden und Girlanden geschmückt. Die schmalen Säulen sind unterschiedlich gestaltet.
Auf den 6 Säulen ruht dann das Becken, das wie ein geflochtener Korb (33cm, Tiefe 18cm) gestaltet ist, wieder mit vierfach gestuften, komplizierten Durchsteckmotiven bis zum geraden, achteckigen Abschlussrand (8x 22cm, Querlänge 54cm), auf dem die Widmung steht. Das runde Becken hat einen Durchmesser von 40 cm und ist 18 cm tief. Es ist für ein volles Untertauchen nicht geeignet.
Am Taufstein weisen uns drei Steinmetzzeichen darauf hin, dass die Steinmetze geübte Handwerker, vielleicht sogar Künstler waren. Leider kennen wir ihre Namen nicht.
Für das Taufbecken existiert ein einfacher Holzdeckel.
1884 wurde ein Taufgeschirr gespendet, ein flaches Becken mit einer Taufkanne. In Ergänzung zur Renovierung von 1964 wurde 1968 ein kupfernes Becken angeschafft, das der Form des Taufbeckens nachgestaltet ist.
Wir dürfen stolz sein auf diesen besonders schön gestalteten Taufstein.

Wilhelm Erhard